Pläne von Tadano sorgen für Wut bei Mitarbeitern in Zweibrücken

Kommentar zu geplantem Stellenabbau und Werksschließung

Tadano in Zweibrücken: Vom Heilsbringer zum Totengräber

Stand
AUTOR/IN
Andreas Kahlmeyer
Reporter Andreas Kahlmeyer aus dem SWR-Studio in Kaiserslautern.

Die Pläne des Kranbauers Tadano sorgen für Wut bei den Mitarbeitern in Zweibrücken. Während in Zweibrücken 400 von 1.200 Arbeitsplätze wegfallen und eines der beiden Werke geschlossen werden soll, will Tadano sein drittes Werk in Lauf bei Nürnberg weiter ausbauen. Ein Kommentar von SWR-Reporter Andreas Kahlmeyer.

Am Aschermittwoch hat Tadano eine Bombe platzen lassen, die die gesamte Region erschüttert hat. Das Werk auf dem Zweibrücker Flughafengelände soll bis Mitte 2025 dicht machen - 400 Stellen an beiden Standorten in Zweibrücken sollen wegfallen. Hiobsbotschaften sind die Tadano-Mitarbeiter zwar gewohnt - dass eines der Werke geschlossen werden soll, hat aber eine neue Dimension. Auch unter Führung von Terex, Siemens, Mannesmann, Demag und wie sie alle hießen, gab es immer wieder Auf und Abs - so mies wie aktuell war die Stimmung unter den Mitarbeitern aber noch nie.

Reporter Andreas Kahlmeyer aus dem SWR-Studio in Kaiserslautern.
Reporter Andreas Kahlmeyer aus dem SWR-Studio in Kaiserslautern.

Tadano: Vom Hoffnungsträger zum Totengräber

Dabei dachte man 2019, dass es nach Terex eigentlich nur noch besser werden kann. Tadano übernahm das Ruder - ein traditionsreiches Familienunternehmen aus Japan. "Die wissen, was sie tun" und "da kann die Unternehmenskultur doch nur besser werden", so dachte man. Zumindest was die Kommunikation mit den Mitarbeitern angeht, kann man heute sagen: weit gefehlt. Betriebsrat und IG Metall wurden kalt erwischt von der Ankündigung, dass das Werk Wallerscheid (auf dem Flughafengelände) geschlossen werden soll und ein riesiger Stellenabbau bevorsteht.

Stimmung bei Tadano in Zweibrücken schon länger mies

Dass etwas im Busch war, die Werke nicht ausgelastet sind, das hat jeder im Umfeld der Tadano-Mitarbeiter schon seit Monaten gespürt. Dass Tadano aus heiterem Himmel aber so eine Bombe platzen lässt, ist ein Unding. Völlig zu Recht kritisieren Betriebsrat und IG Metall die schlechte Kommunikation und das vermeintliche Schaffen von Tatsachen. Üblicherweise sind Betriebsräte und Gewerkschaften nämlich unter anderem auch dafür da, für solche Durststrecken verträgliche Lösungen mit zu erarbeiten - oder zumindest Zeit zu gewinnen. Das ist hier überhaupt nicht genutzt worden. Stichwort Kurzarbeit. Darüber wurde bis heute bei Tadano nicht gesprochen - die Werksschließung aber einfach angekündigt. Es steht also entsprechend schlecht um Tadano?

Mitarbeiterinfo von Tadano gießt weiter Öl ins Feuer
Mitarbeiterinfo von Tadano gießt weiter Öl ins Feuer: Tadano-Faun (TFG) kündigt Ausbau des Werks in Lauf an - während Tadano-Demag (TDG) 400 Stellen in Zweibrücken abbauen will.

Mitarbeiter über Ausbau im Werk in Lauf informiert

Offenbar nicht - denn während die Geschäftsführung am Standort Zweibrücken die Schließung und den massiven Stellenabbau ankündigt, verkündet sie nur einen Tag später für das Werk in Lauf bei Nürnberg die frohe Kunde, dass alles bestens läuft und man den Standort ausbauen wolle. Das kommt zur Unzeit und einer offenen Kriegserklärung mit den Zweibrücker Betriebsräten und der Gewerkschaft IG Metall gleich.

Stellenabbau in Zweibrücken, Stellensuche in Lauf

Man stelle sich nur vor, als Mitarbeiter davon zu erfahren, dass der eigene Job bald wegbrechen soll - während im Werk in Lauf genau die eigene Stelle bereits ausgeschrieben ist. Wird hier versucht, die Standorte gegeneinander auszuspielen? Das Werk in Lauf hat Tadano nämlich schon vor der Übernahme der ehemaligen Terex-Werke in Zweibrücken betrieben. Die Stimmung unter den Tadano-Mitarbeitern in Zweibrücken wird jedenfalls zusehends schlechter.

Mitarbeitern wurde Maulkorb verpasst

Offen darüber sprechen will allerdings niemand aus der Belegschaft. Denn alle bangen um ihre Jobs. Die Geschäftsführung hat die Mitarbeiterinformationen zum Betriebsgeheimnis erklärt. Wer also über seine drohende Kündigung spricht, könnte sie schon deutlich früher auf dem Tisch haben, als "erst" Mitte 2025. Allein dass diese Angst bei den Mitarbeitern besteht, zeigt doch, wie zerrüttet das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmern bereits ist. Bleibt zu hoffen, dass Betriebsräte und IG Metall, wie angekündigt, Alternativen zur Werksschließung und dem Stellenabbau aufzeigen können. Und dass diese Alternativen auch gehört werden. Sonst trifft die ohnehin strukturschwache Region ein weiterer herber Nackenschlag.

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